Der Tier-Blog
Meine persönliche Meinung rund um´s Thema Hunde & Katzen.

Von Bianca Wolff
Unkastrierte Rüden und die Herausforderung in der Pension
Häufig werde ich gefragt, ob ich auch unkastrierte Rüden in meiner Pension aufnehme. Anfangs habe ich dies blauäugig gemacht, musste aber leider sehr schnell feststellen, dass dies immer wieder zu großen Problemen führt. Das Hauptproblem ist das „markieren“.
„Das macht er bei uns nicht!“
Den Satz höre ich immer wieder. Bitte bedenke, dass deine Erfahrungen aus dem Alltag im Revier deines Rüden stammen. Es ist sein zu Hause, und das ist klar definiert. Hier muss er nicht markieren, weil es klar ist dass alles seins ist. Es riecht in deinem Haus nicht nach vielen anderen Hunden, sondern höchstens nach ausgewählten Hunden, mit denen sich dein Rüde wahrscheinlich schon gut versteht. Da muss er nicht deutlich machen, dass es SEIN zu Hause ist und er der Chef ist. Der klassische Gassi-Alltag kann mit einem Pensionsalltag leider nicht verglichen werden.
Im Pensionsalltag markieren unkastrierte Rüden sehr oft tatsächlich IM Haus. Der Geruch ist meistens sehr markant (deutlich gesagt stinkt es richtig), und von dem Urin wird meistens so viel und so oft wie möglich abgegeben, damit alle alten Gerüche übertüncht werden. Es muss schließlich ganz deutlich gemacht werden, dass der unkastrierte Rüde nun da ist, und unüberriechbar wird. Oder er ist unsicher, und fühlt sich in „seinem eigenen Geruch“ einfach wohler. Der eigene „Muff“ ist doch am Schönsten ;-).
Unkastrierte Rüden verhalten sich oft sehr unruhig in einer Hundegruppe, sie sind gestresst und hecheln viel. Oft fiepsen sie den ganzen Tag (manchmal auch nachts).
Sie sind häufig triebig und bedrängen die anderen Hunde (sowohl männlich als auch weiblich), so dass auch diese zusätzlichen Stress haben. „Aggression“ im Kontakt mit anderen Rüden/Hunden ist für einige Besitzer oft schon mal im Alltag ein Thema gewesen. Das fällt dem Frauchen oder Herrchen allerdings oft gar nicht mehr auf, da sie schon lange Stress-Situationen intuitiv aus dem Weg gehen. Im Pensionsalltag mischt ein unkastrierter Rüde die Hundegruppe unnötig auf, und sorgt für Dauerstress in allen Bereichen.
Dies bemerkt man meistens erst in der Pension – im schlechtesten Fall muss der Urlaub abgebrochen werden.

Mögliche Hilfe
Hinweis: Dieser Beitrag ersetzt keine Beratung beim Tierarzt!
Häufig denken Männer, dass man sie kastriert, und nicht ihren Hund!
Es gibt sehr wenig Gründe, (s)einen Rüden nicht zu kastrieren. Züchten wollen die wenigsten. Leider trifft dieses Thema bei den männlichen Hundebesitzern immer in Mark und Bein. Oft höre ich von der Frau im Bunde, dass sie den Rüden kastrieren lassen würde, wenn sie nicht von den männlichen Familienmitgliedern überstimmt würde. Der Eingriff ist nicht riskant, und auch – im Vergleich zu einer Kastration einer Hündin – sehr viel günstiger. Hündinnen haben die oben genannte Probleme, aus meiner langjährigen Erfahrung, nicht.
In meiner Pension nehme ich grundsätzlich keine unkastrierten Rüden auf – auch nicht mit Hormonchip. Der Grund: Der Hormonchip wirkt in jeder Umgebung unterschiedlich. In einer Pension, wo viele Hunde zusammenkommen und ein höherer Erregungszustand herrscht, kann der Wirkstoff schneller abgebaut werden. Ich habe in der Vergangenheit die Erfahrung gemacht, dass der Chip oft nicht zuverlässig wirkt. Selbst ein schriftlicher Nachweis über den Einsatz des Chips bietet keine Garantie. Für eine stressfreie Atmosphäre für alle Hunde in meiner Pension war daher eine klare Entscheidung notwendig.
Insgesamt wird es zukünftig immer schwieriger im Alltag mit einem intakten Rüden, da der Trend zum (mindestens) Zweithund geht – ca. 20 % der Haushalte halten mindestens einen Hund. Durch Corona ist die Zahl der Hundehalter exorbitant um ein weiteres Mal angestiegen.
War es in der 50er-Jahren noch so, dass quasi nur Bauernhöfe und Jäger Hunde hielten, die ihr Revier untereinander klären konnten, ist es heute deutlich schwieriger. Damals liefen die Hunde noch frei im Dorf herum, was grundsätzlich kaum Probleme gemacht hat, weil die Dichte noch nicht so hoch war. Heute hingegen, macht alleine der Straßenverkehr die Situation extrem herausfordernd. Inzwischen gilt fast überall Leinenpflicht, was bedeutet, dass „Revierordnungen“ nicht mehr so gelöst werden können. Durch die hohe Hunde-Anzahl pro Stadt und Dorf überschneiden sich die „Reviere“. Erschwert wird dies durch die Leine und oftmals unzureichende Erziehung, sowie deutliche Unsicherheiten beim Hundeführer. Letztlich spielen natürlich – wie beim Menschen – auch die Sympathien und mögliche negative Erfahrungen eine Rolle (insbesondere bei Tierschutzhunden).
Aktuell liest und hört man regelmäßig in sämtlichen Medien davon, Rüden „unversehrt“ zu lassen, soweit kein medizinischer Grund vorliegt. Doch was bedeutet „medizinisch unversehrt“ wirklich? Der Eingriff der Kastration beim Rüden ist minimal – schnell, risikoarm und vergleichsweise günstig. Trotzdem wird immer wieder zur Kastration von Hündinnen geraten, obwohl diese in der Regel deutlich komplizierter ist.
In meiner Praxis zeigt sich immer wieder: Die Probleme gehen fast immer von unkastrierten Rüden aus. Sie markieren, bedrängen andere Hunde und sorgen für Unruhe in der Hundegruppe. Und was viele vergessen: Der Geruch des Urins ist extrem stark – vor allem, wenn unsichere oder triebige Rüden ständig markieren. Das ist nicht nur eine Frage der Sauberkeit, sondern auch eine massive Geruchsbelästigung.
Das Hauptproblem: In Deutschland kann sich die Hundepopulation nicht auf natürliche Weise regulieren. Je mehr Hunde pro Quadratkilometer, desto mehr Probleme. Jahrelang war es eine erfolgreiche Methode, Rüden zu kastrieren – die Risiken für Hündinnen sind dabei deutlich gravierender (ich erlebe sehr häufig Inkontinenz als Folge einer Kastration oder Sterilisation).
Meiner Meinung nach gibt es nur wenige Optionen:
Entweder weniger Hunde pro Haushalt (Reglementierung findet aber kaum jemand gut), allgemeine Kastration der Rüden, oder deutlich straffere Vorgaben für Hundehalter (sprich Hundeführerschein, usw.). Gerne auch in Kombination.
Kastration beim Hund: Was das Tierschutzgesetz sagt
Fangen wir mal mit den Fakten an: In Deutschland ist die Kastration eines Hundes rechtlich kein Freifahrtschein. Der § 6 Abs. 1 Satz 2 des Tierschutzgesetzes (TierSchG) sagt klipp und klar: „Das Entfernen von Organen oder Geweben bei einem Tier ist verboten.“ Natürlich gibt es – wie fast überall – Ausnahmen. Und drei davon sind für die Kastration beim Hund besonders wichtig:
▶ Tierärztliche Indikation: Dein Hund hat gesundheitliche Probleme, die durch eine Kastration gelöst werden können (z. B. Hormonstörungen, chronische Entzündungen).
▶ Verhinderung unkontrollierter Fortpflanzung: Damit dein Rüde nicht jeder läufige Hündin in der Nachbarschaft zum „Vaterglück“ verhilft.
▶ Sicherung der weiteren Nutzung und Haltung: Gerade bei Hunden, die in Gruppen gehalten werden, kann eine Kastration das Zusammenleben erleichtern.
„Intakter Rüde“: Was heißt das eigentlich?
Ganz einfach: Ein intakter Rüde ist ein Hund, der noch „alles dran hat“ – sprich, nicht kastriert ist. Das ist in der Theorie schön und gut, in der Praxis aber oft eine echte Herausforderung. Ein intakter Rüde kann durchaus mal eine Schippe mehr Energie haben, besonders wenn irgendwo eine läufige Hündin unterwegs ist. Da hilft dann weder gutes Zureden noch Hundeschule.
Theorie vs. Realität: Zwischen Wunschdenken und Alltag
Klar, es gibt Stimmen, die behaupten, eine Kastration sei unnötig, weil jeder Hundehalter doch gefälligst seinen Hund unter Kontrolle haben sollte. Leine, Erziehung, Achtsamkeit – alles schön und gut. Aber in der Realität sieht es anders aus.
Es gibt Hundehalter, die glauben, ihre intakten Rüden problemlos managen zu können – bis der erste Zaun übersprungen wird oder der geliebte Vierbeiner wegen seines Testosterons zum kleinen Tyrannen mutiert. Und ja, jeden Tag werden Hunde operiert – sei es wegen einer Zahnreinigung, einem Tumor oder eben zur Kastration. Natürlich sind das Eingriffe, und natürlich gibt es Schmerzen bei der Wundheilung. Aber wir reden hier nicht von einer „Qualzucht“, wo Hunde ihr Leben lang leiden, sondern von einem minimalinvasiven Eingriff, der in der Tiermedizin Routine ist.
Pro & Kontra
Pro „intakter Rüde“
- Rüde kann noch Nachwuchs erzeugen
- Ist körperlich unversehrt (intakt)
Kontra „intakter Rüde“
- Gefahr der Aggression
- verstärkte Triebhaftigkeit
- Markiert unnötig viel
- Sehr hohes Stressniveau
- Urin stinkt (Urinstinkt *g*)
- Bedrängt andere Hunde im Rudel
- In der Nähe von einer (bald, ehemals) läufigen Hündin nicht mehr lenkbar
- Vorbeugung von Vorhautentzündung
Apropos Rüden
Gentleman ist kein Standard – leider!
Es wäre schön, wenn mehr Hundebesitzer in der Erziehung darauf achten würden, dass ihr Rüde nicht an Hauswände, Sitzbänke, Autos oder Blumentöpfe pinkeln darf. Es gehört sich einfach nicht, und animiert andere Rüden ebenfalls dagegen zu pinkeln. Auf Dauer hinterlässt diese Pinkelei dauerhafte Schäden und Gerüche am fremden Eigentum. Außerdem ist der Grat zwischen Außenwand und Innenwand sehr schmal – unkastrierte Rüden sehen in ihrem Trieb oft nicht mehr den Unterschied und heben einfach ihr Bein. Eine Kastration gleicht Erziehungsfehler logischerweise nicht aus – hier ist der Besitzer einfach in der Pflicht.
Eine frühzeitige (Beratung beim Tierarzt) Kastration ist nicht nur für andere Mitlebewesen ein Vorteil, sondern auch für deinen Hund. Er kann deutlich entspannter den Alltag erleben und hat wesentlich weniger Stress.
Übrigens: Einer Gewichtszunahme nach der Kastration von Rüde und Hündin kannst du mit einer gesunden, artgerechten Ernährung vorbeugen. Keine Ahnung, was das Richtige ist? Dann bestell jetzt direkt hier das passende Futter: www.hunde-und-katzenfutter.com. (Spoiler: wenig Kohlenhydrate = kein Trockenfutter, wenig Schrott, viel Fleischanteil).
Jetzt bestes Hundefutter bestellen
Selbstverständlich gibt es Ausnahmen – ich bitte um Verständnis, dass ich für meine Pension eine Entscheidung treffen musste. Dieser Beitrag spiegelt meine persönlichen Erfahrungen und Meinung wieder, und erhebt kein Recht auf Richtigkeit oder Vollständigkeit.
